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Stephan Schmelzer
Anwaltskanzlei Dr. Schmelzer
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Die Geheimsprache der Arbeitszeugnisse - ein Überblick

Arbeitszeugnisse gehören zu den wichtigsten Dokumenten, die Arbeitnehmer nach Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses erhalten. Sie dienen nicht nur als Nachweis für ihre Tätigkeit, sondern sind auch für zukünftige Arbeitgeber von großer Bedeutung. Ein gutes Arbeitszeugnis kann die Karrierechancen erheblich verbessern, während ein schlechtes Arbeitszeugnis die Zukunftsaussichten erheblich beeinträchtigen kann. Arbeitszeugnisse enthalten jedoch oft eine Geheimsprache, die für den Laien schwer zu entschlüsseln ist. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die Geheimsprache der Arbeitszeugnisse und erklären, was Arbeitnehmer bei der Bewertung ihres Arbeitszeugnisses beachten sollten.

Grundlagen des Arbeitszeugnisses

In Deutschland haben Arbeitnehmer das Recht auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis nach § 109 GewO (Gewerbeordnung), wenn das Arbeitsverhältnis beendet wurde. Das Arbeitszeugnis muss vollständig und wahrheitsgemäß sein und die Leistungen und das Verhalten des Arbeitnehmers während des Arbeitsverhältnisses objektiv bewerten. Es darf weder positive noch negative Wertungen enthalten, die nicht durch Tatsachen begründet sind. Darüber hinaus müssen die im Arbeitszeugnis verwendeten Formulierungen klar und verständlich sein.

Die Geheimsprache der Arbeitszeugnisse

Trotz dieser Vorgaben verwenden Arbeitgeber oft eine Geheimsprache in Arbeitszeugnissen, die für den Arbeitnehmer schwer zu durchschauen ist. Eine solche Geheimsprache kann durch die Verwendung von bestimmten Formulierungen, die auf den ersten Blick positiv klingen, aber in Wirklichkeit negative Aussagen enthalten, entstehen. Diese Formulierungen sind oft codiert und werden als "Geheimcode" bezeichnet. Ein Beispiel für eine solche codierte Aussage könnte sein: "Er hat stets alle ihm übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit erledigt". Auf den ersten Blick klingt dies positiv, aber tatsächlich bedeutet es, dass der Arbeitnehmer nur die ihm übertragenen Aufgaben erledigt hat und keine Initiative ergriffen hat.

Ein weiteres Beispiel für eine codierte Aussage ist: "Er verfügte über gute Fachkenntnisse". Dies klingt positiv, aber tatsächlich bedeutet es, dass der Arbeitnehmer nur über durchschnittliche Fachkenntnisse verfügt hat. Auch die Verwendung von Superlativen wie "stets" oder "immer" kann ein Hinweis auf eine codierte Aussage sein. Wenn ein Arbeitgeber beispielsweise schreibt: "Er war stets pünktlich", könnte dies bedeuten, dass der Arbeitnehmer in anderen Bereichen weniger erfolgreich war.

Bedeutung der Geheimsprache für Arbeitnehmer

Die Verwendung von Geheimsprache in Arbeitszeugnissen kann für Arbeitnehmer schwerwiegende Konsequenzen haben. Wenn ein Arbeitgeber beispielsweise negative Aussagen in codierter Form verwendet, kann dies die Karriereaussichten des Arbeitnehmers erheblich beeinträchtigen. Ein zukünftiger Arbeitgeber könnte den Geheimcode entschlüsseln und aufgrund dessen entscheiden, dass der Arbeitnehmer nicht die erforderlichen Fähigkeiten und Eigenschaften besitzt, um den Anforderungen der Stelle gerecht zu werden. Daher ist es für Arbeitnehmer von großer Bedeutung, die Geheimsprache der Arbeitszeugnisse zu verstehen und zu entschlüsseln, um sicherzustellen, dass sie ein korrektes und objektives Arbeitszeugnis erhalten.

Tipps zur Entschlüsselung der Geheimsprache

Es gibt einige Tipps, die Arbeitnehmer bei der Entschlüsselung der Geheimsprache in Arbeitszeugnissen beachten sollten. Zunächst sollten sie auf Superlative wie "stets" oder "immer" achten, da sie oft ein Hinweis auf eine codierte Aussage sind. Außerdem sollten sie auf Formulierungen achten, die auf den ersten Blick positiv klingen, aber in Wirklichkeit negative Aussagen enthalten. Wenn ein Arbeitnehmer eine Aussage nicht versteht oder sich unsicher ist, sollte er oder sie sich an einen Anwalt oder einen Experten für Arbeitsrecht wenden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Arbeitnehmer das Recht haben, Änderungen an ihrem Arbeitszeugnis zu verlangen, wenn sie der Meinung sind, dass es ungenau oder nicht objektiv ist. Wenn ein Arbeitnehmer beispielsweise der Ansicht ist, dass eine Aussage in seinem Arbeitszeugnis codiert ist, kann er oder sie den Arbeitgeber auffordern, die Aussage zu konkretisieren oder zu ändern. Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Änderungen vorzunehmen, wenn sie ungenau oder unzutreffend sind.

Fazit

Arbeitszeugnisse sind für Arbeitnehmer von großer Bedeutung, da sie die Grundlage für zukünftige Karrieremöglichkeiten bilden. Die Geheimsprache in Arbeitszeugnissen kann für Arbeitnehmer jedoch eine Hürde darstellen, da sie oft schwer zu entschlüsseln ist. Arbeitnehmer sollten sich bewusst sein, dass sie das Recht haben, ein objektives und wahrheitsgemäßes Arbeitszeugnis zu erhalten und Änderungen zu verlangen, wenn sie der Meinung sind, dass das Arbeitszeugnis ungenau oder nicht objektiv ist. Durch die Beachtung einiger Tipps können Arbeitnehmer die Geheimsprache der Arbeitszeugnisse besser verstehen und sicherstellen, dass sie ein korrektes und objektives Arbeitszeugnis erhalten.

Rechtsanwalt Dr. Stephan Schmelzer, Fachanwalt IT-Recht, Fachanwalt Arbeitsrecht, http://www.dr-schmelzer.com, Ostberg 3, 59229 Ahlen, Tel.: 02382.6646.

Alle Beiträge sind nach bestem Wissen zusammengestellt. Eine Haftung für deren Inhalt kann jedoch nicht übernommen werden.
 
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